Warum sich eine Lehre auszahlt
Die duale Lehrausbildung ist wieder attraktiver geworden, auch weil die PRO-GE in den letzten Jahren auf höhere Lehrlingseinkommen gedrängt hat. Laut Statistik lohnt sich der Abschluss einer Lehrausbildung und hilft beim Sprung in das Erwerbsleben.
Lange Zeit galt die duale Lehrausbildung als wenig aussichtsreich. Immer mehr Jugendliche entschieden sich in der Vergangenheit für eine allgemeinbildende höhere (AHS) oder berufsbildende höhere Schule (BHS). Ebenso fiel die Anzahl der Lehrbetriebe kontinuierlich. Waren es vor 15 Jahren noch rund 38.000 Betriebe, gab es im Vorjahr nur noch etwa 27.000 Lehrbetriebe. Dadurch ging die Zahl der Lehrlinge über die Jahre zurück, denn für die Ausbildungswahl spielt das regional verfügbare Ausbildungsangebot (z. B. Lehrstellen in angestrebten Lehrberufen) eine entscheidende Rolle. Aktuell sinkt das Lehrstellenangebot aufgrund der Wirtschaftskrise wieder stärker. Zuletzt gab es laut Zahlen des Arbeitsmarktservice (AMS) mehr Lehrstellensuchende als offene Stellen.
Noch immer „typische“ Berufe
Auch im Langzeitvergleich sinkt die Gesamtzahl der Lehrlinge. Gab es bis zu den Jahren 2013/14 pro Jahr rund 45.000 Lehrabschlüsse, waren es danach nur noch rund 36.000, wobei Frauen laut Statistik deutlich seltener eine Lehre absolvierten als Männer. So lag der Anteil weiblicher Lehrlinge 2023 bei 32,6 Prozent. Bei der Wahl der Lehrberufe ist der Geschlechterunterschied weiterhin groß und mit ein Grund für spätere Einkommensunterschiede zwischen Frauen und Männern. So sind die häufigsten Lehrberufe bei Frauen Einzelhandel, Bürokauffrau und Friseurin. Bei Männern dominieren wiederum technische Berufsfelder wie Elektrotechnik, Metalltechnik und Fahrzeugtechnik.
Lehrberufe attraktiver machen
Der Fachkräftebedarf wird in den nächsten Jahren aber weiter steigen. Deshalb sind in erster Linie die Betriebe gefordert, wieder mehr Lehrstellen anzubieten und die Lehrausbildung noch attraktiver zu machen. Die PRO-GE hat massiv daran mitgewirkt, dass Ausbildungsordnungen stetig verbessert wurden und Inhalte aus dem Bereich der Digitalisierung in neue Berufsbilder eingeflossen sind. Im Bereich Metalltechnik wurde etwa die Spezialausbildung digitale Fertigungstechnik eingeführt. Beim Berufsbild Elektrotechnik wurden neue Spezialmodule umgesetzt, unter anderem Gebäudetechnik, Smarthome, Erneuerbare Energien, Elektromobilität und Netzwerktechnik.
Wesentlich für den Wirtschaftsstandort
Zudem hat die PRO-GE in der Vergangenheit in vielen Kollektivverträgen deutliche Erhöhungen der Lehrlingseinkommen erreicht. So liegt in vielen Branchen das Lehrlingseinkommen im ersten Lehrjahr bei 1.000 Euro oder darüber. „Die Lehre hat in den vergangenen Jahren an Boden verloren. Dabei ist unsere duale Berufsausbildung ein Best-Practice-Beispiel, um das uns viele andere Länder beneiden. Es gilt, alles daran zu setzen, dass die Lehre eine attraktive Ausbildungsmöglichkeit bleibt“, sagt PRO-GE-Chef Reinhold Binder. Allerdings bräuchte es aus seiner Sicht noch mehr Unternehmen, die erkennen, dass eine moderne Lehrausbildung wesentlich für den Wirtschaftsstandort ist. Und es müsse wieder klar vermittelt werden: „Wer sich für eine Lehre in einem Zukunftsberuf entscheidet, wird am Arbeitsmarkt gefragt sein und hat gute Karrierechancen.“
Nach 18 Monaten im Schnitt 2.418 Euro
Auch laut einer Auswertung der Statistik Austria vom Oktober 2024 bietet der Abschluss einer Lehre gegenüber vergleichbaren Ausbildungen Vorteile im Erwerbsleben. So schaffen Lehrabsolvent:innen in der Regel relativ rasch den Einstieg in den Beruf (im Schnitt sind es 1,3 Monate). 18 Monate nach Abschluss waren fast 80 Prozent berufstätig – bei BMS waren es rund 73 Prozent, bei AHS nur rund 36 Prozent. Einzig die Quote für Absolvent:innen von BHS war mit gut 84 Prozent etwas höher. Lehrabsolvent:innen erzielen auch höhere Einstiegsgehälter als Absolvent:innen einer BHS, BMS oder AHS. So verdienen Lehrabsolvent:innen nach 1,5 Jahren im Schnitt 2.418 Euro brutto und damit mehr als BHS- (2.386), BMS- (2.206) und AHSAbsolvent:innen (1.905 Euro).
Aufholbedarf bei Frauen
Am besten bezahlt (nach Medianeinkommen) waren die Sparten Verkehrsdienstleistungen (2.990 Euro), technische Berufe (2.848 Euro) und Forstwirtschaft (2.832 Euro). Am anderen Ende der Skala liegen persönliche Dienstleistungen (1.889 Euro). Frauen wiederum verdienen 18 Monate nach Lehrabschluss weniger als Männer. Während Frauen 18 Monate nach Abschluss im Durchschnitt 1.996 Euro verdienten, kamen Männer auf 2.638 und damit im Schnitt auf 642 Euro mehr. Laut den Statistiker:innen liegt der Grund dafür vor allem bei der Stundenanzahl, da Männer öfter in Vollzeit beschäftigt waren als Frauen. Der zweite Faktor sei eben die Wahl des Lehrberufes mit deutlich höheren Medianeinkommen in den meist von Männern gewählten Berufsfeldern.
Information und Beratung
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