Standortvorteil der gut ausgebildeten Arbeitskräfte darf nicht verspielt werden!
Reinhold Binder und Helene Schuberth bei den Almgesprächen 2024 der PRO-GE Kärnten
Unter dem Titel „Die Bedeutung einer aktiven Industrie- und Standortpolitik für die Beschäftigten in Österreich“ fanden die diesjährigen sozialpolitischen Almgespräche auf der Egger Alm statt. PRO-GE Landesgeschäftsführer Gernot Kleißner freute sich, rund 60 Entscheidungsträger:innen und Betriebsrät:innen aus ganz Kärnten am Fuße des knapp 2.000 Meter hohen Poludnig begrüßen zu dürfen. Bereits zum zehnten Mal lud die Produktionsgewerkschaft PRO-GE Kärnten gemeinsam mit dem Institut für Gesellschaftspolitik (IGES) zu diesem besonderen Treffen ein.
Welche Bedeutung eine aktive Industrie- und Standortpolitik für die Beschäftigung in Österreich hat und wie sich diese gestalten könnte, darüber diskutierten auf der Egger Alm unter anderem PRO-GE Landesvorsitzender und AK-Kärnten-Präsident Günther Goach, PRO-GE Bundesvorsitzender Reinhold Binder und ÖGB-Chefökonomin Dr. Helene Schuberth.
Eine zentrale Rolle kommt laut PRO-GE Landesvorsitzenden und AK-Präsidenten Günther Goach der Ausbildung zu. „Zeitgemäße Ausbildungsangebote für die junge Generation und bedarfsorientierte Weiterbildungsangebote für die Beschäftigten sind zentrale Faktoren, um den Wirtschaftsstandort Österreich attraktiv zu halten und den Arbeitsmarkt mit dringend benötigten hochqualifizierten Arbeitskräften zu versorgen“, so Goach. Die Politik ist jedenfalls gefordert, mit zusätzlichen Investitionen in das Bildungs- und Ausbildungssystem die bereits jetzt hohe Qualität weiter zu steigern. „Das gilt für Ausbildungsinhalte ebenso wie für die Arbeitsbedingungen der Auszubildenden, angemessene Lehrpläne und qualifiziertes Lehrpersonal“, erläutert der PRO-GE Landesvorsitzende.
Dass sich die gesamte Wirtschaft in einem Transformationsprozess befindet, darin waren sich die SprecherInnen der diesjährigen Almgespräche einig. „Künftig werden noch mehr digitale Kompetenzen benötigt, um den sich wandelnden Anforderungen gerecht zu werden. Nur mit zukunftsorientierten Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten können wir Jugendlichen optimale Berufsaussichten bieten,“ so Goach.
Dem schließt sich auch PRO-GE Bundesvorsitzender Reinhold Binder an. „Den Transformationsprozess werden wir nur dann erfolgreich bewältigen können, wenn ausreichend Fachkräfte mit dem nötigen Know-how zur Verfügung stehen“, so Binder. Daher müsse dringend und kontinuierlich in Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen investiert werden. „Die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer müssen in den Mittelpunkt des Transformationsprozesses gestellt werden. Denn ein Standortvorteil Österreichs sind die gut ausgebildeten Fachkräfte. Es gilt, darauf zu achten, dass wir unsere Zukunft sichern und diesen Vorsprung nicht verspielen“, so der PRO-GE Bundesvorsitzende weiter. Ein besonderes Augenmerk sollte dabei auf das duale Ausbildungssystem gelegt werden. „Die Lehre hat in den vergangenen Jahren an Boden verloren. Dabei ist unsere duale Berufsausbildung ein Best Practice Beispiel, um das uns viele andere Länder beneiden. Es gilt, alles daran zu setzen, dass die Lehre eine attraktive Ausbildungsmöglichkeit bleibt,“ so Binder dazu.
ÖGB Chefökonomin Dr. Helene Schuberth übt im Zuge der Almgespräche scharfe Kritik an der Politik der Europäischen Union. „Europa geht, wieder einmal, im Vergleich zu den USA geschwächt aus einer Krise hervor. Eine der Gründe dafür ist, dass die EU viel zu lange eine aktive Industriepolitik weitgehend unterbunden hat, indem sie zum Beispiel den nationalen industriepolitischen Gestaltungsspielraum durch strenge Beihilfevorschriften begrenzt hat“, so Schuberth. Die USA hingegen – so Schuberth - haben mit dem Inflation Reduction Act (IRA) attraktive Investitionsbedingungen für Unternehmen geschaffen, die in den Bereichen Erneuerbare Energien, Wasserstoff und Elektromobilität investieren und produzieren. „Nur eine aktive industriepolitische Strategie macht es Europa möglich, auf Augenhöhe mit den USA und anderen Ländern um klimafreundliche Technologien zu konkurrieren. Der ÖGB hat dazu schon vor fast einem Jahr einen 10-Punkte Plan für Österreich vorgelegt“, erinnert die Ökonomin.