Betriebsreportage Silhouette Group

Brillen für Weltall und Alltag

Wer meint, eine Brille herzustellen wäre keine große Sache, irrt. Beim Besuch der Silhouette Group am Hauptsitz in Linz wurde klar, welch enormes Know-How und präzise Handwerkskunst dahinterstecken. 1,3 Millionen Brillen verlassen jedes Jahr das Werk: Von der federleichten optischen Randlosbrille, die schrauben- und scharnierlos auch für die Raumfahrt zertifiziert ist, bis hin zu stylishen Sonnen- und Sportbrillen.

Auch wenn die Einfahrt zum Werksgelände eher unscheinbar ist: Das österreichische Familienunternehmen Silhouette Group ist ein Global Player am Brillenmarkt. Seit 60 Jahren entwickelt, entwirft und produziert die Firma Brillen, die weltweit für ihre Qualität und ihr innovatives Design bekannt sind.

Personalintensive Produktion

Junger Mann mit Brille, kurzen Haaren und braunem Pullover, lehnt sich an die Außenwand der Silhouette Group in Linz.

Der 31-Jährige Arbeiterbetriebsratsvorsitzende Friedrich „Fritz“ Reiter vertritt seit zwei Jahren mit seinem 8-köpfigen Betriebsratsteam die Interessen der 415 Arbeiterinnen und Arbeiter am Standort in Linz.

„Über 250 Arbeitsschritte sind notwendig, um eine einzige Brille herzustellen“, erklärt Arbeiterbetriebsratsvorsitzender Friedrich „Fritz“ Reiter: „Trotz hohem Automatisierungsgrad ist die Brillenproduktion personalintensiv.“ Am Standort in Linz gibt es rund 700 Beschäftigte, davon 415 Arbeiterinnen und Arbeiter. Seit zwei Jahren vertritt Fritz mit seinem achtköpfigen Betriebsratsteam ihre Interessen. „Die Fluktuation bei uns ist sehr gering. Viele bleiben von der Lehre bis zur Pension“, erzählt der 31-jährige, der selbst bei der Silhouette Group Werkzeugbautechniker und Kunststoffformgeber gelernt hat.

Dieser Arbeiter tüftelt an der richtigen Abstimmung eines Biegewerkzeugs, um es für die Serienproduktion vorzubereiten.

Die Sichtkontrolle der Oberstege aus dieser CNC-Fräse erfolgt mit der Lupe.

An den Drahtbiegeautomaten werden alle Biegeteile wie etwa Nasenstege gefertigt. Der dünnst mögliche Draht hat einen Durchmesser von nur 0,8 mm.

Die Laserschweißmaschine verbindet die Halbteile miteinander. Vor allem zu Beginn einer Serienproduktion ist die genaue Sichtkontrolle wichtig.

Der eigens entwickelte Kunststoff SPX®+ zeichnet sich besonders aus, weil er sehr leicht und formbeständig ist.

Viele Brillenteile werden im Spritzgussverfahren hergestellt. Verschiedene Kunststoffe werden – meistens auch in Kombination – verarbeitet.

Nach abgeschlossener Oberflächenveredelung werden noch Modellnummer sowie technische Daten aufgedruckt.

Die meisten Arbeiter:innen bleiben in einer Abteilung, denn die Anlernzeiten sind relativ lang.

Beim Polieren der Brillenfassungen, wie hier am Bild, braucht man etwa neun Monate für die nötige Akribie.

Eine Brille erobert das All

Die Silhouette Group ist der einzige Brillenproduzent in Europa, der alles vor Ort herstellt. „Sogar das Reinigungs- und Kantinenpersonal ist bei der Silhouette Group angestellt“, erklärt der Betriebsratsvorsitzende nicht ohne Stolz. Dass sich das Unternehmen mit einer 95-prozentigen Exportquote dennoch international behaupten kann, verdankt es genialen Erfindungen: 1983 schon wurde ein bis heute verwendeter und besonders leichter High-Tech-Kunststoff entwickelt. Bahnbrechend und bis heute wegweisend war allerdings die Einführung der Randlosbrille im Jahr 1999.

Sogar das Reinigungs- und Kantinenpersonal ist bei der Silhouette Group angestellt.

Arbeiterbetriebsratsvorsitzender Fritz Reiter

Die „Titan Minimal Art“ ist mit rund 2 Gramm nicht nur federleicht, sondern auch extrem biegsam und kommt ganz ohne Schrauben oder Scharniere aus. Vor allem das macht sie weltraumtauglich und war bereits Begleiter auf über 70 Missionen. Doch zurück zur Erde, zu den Arbeiterinnen und Arbeitern in den Werkshallen der Silhouette Group.

In der Endmontage ist Fingerspitzengefühl gefragt.

Die Arbeiter:innen verwenden teilweise Pinzetten, um selbst kleinste Brillenteile zusammenzusetzen.

Im Lens Lab werden seit 2017 auch optische Gläser hergestellt und gefräst. Seither ist die Silhouette Group Komplettanbieter von Brillen.

Neben der Kernmarke Silhouette produziert die Silhouette Group mit evil eye hochfunktionelle Sportbrillen und unter dem Label NEUBAU EYEWEAR Brillen mit Fokus auf Nachhaltigkeit und progressives Design.

Im hauseigenen Shop sind viele Modelle der drei Marken ausgestellt.

In der mechanischen Fertigung wird vor allem auf CNC-gesteuerten Maschinen gearbeitet.

Im Werkzeugbau werden sämtliche Spritzguss-, Präge- und Stanzwerkzeuge hergestellt. Durch Funkenerosion lassen sich besonders komplexe geometrische Formen anfertigen.

Derzeit gibt es 26 gewerbliche Lehrlinge in Linz. In der eigenen Lehrwerkstätte werden sie in den Berufen Mechatroniker, Metalltechnik/Werkzeugbau, Zerspannungstechniker, Prozesstechniker, Augenoptiker, Oberflächentechniker und Konstrukteur ausgebildet.

Manche Brillenkomponenten sind so klein, dass sie nur mithilfe eines Mikroskops kontrolliert werden können.

Jürgen (links) hat ebenfalls im Betrieb Prozesstechniker gelernt und vermittelt nun unter anderem Besucher:innen die komplexen technischen Produktionsabläufe.

25. November 2024