Pensionssystem vor dem Kollaps?
Nur weil etwas ständig behauptet wird, muss es noch lange nicht stimmen: PRO-GE Expertin Susanne Haslinger erläutert, warum unser Pensionssystem entgegen der ständigen Panikmache und trotz des steigenden Anteils der Älteren in der Bevölkerung stabil bleibt.
Permanent wird uns eingeredet, dass unsere Pensionen zukünftig nicht mehr finanzierbar seien und wir am besten bis 67 arbeiten oder Pensionskürzungen hinnehmen sollen. Schuld daran sei die älter werdende Bevölkerung, aber auch angemessene jährliche Pensionserhöhungen (die im Wesentlichen die Inflation abgelten). Ein Mythos, der sich hartnäckig hält, aber nicht wahrer wird, nur weil man ihn oft und laut hinausposaunt. Ein Schelm, wer denkt, dass da vielleicht andere Interessen dahinterstehen. So profitieren von der Panikmache vor allem private, profitorientierte Pensionskassen. Diesen Kassen geht es aber – erraten – um ihren eigenen Profit und nicht um die Pensionshöhe der Arbeitnehmer:innen.
Faktisches Pensionsalter steigt
Keine Frage, die demografische Entwicklung verunsichert: Fast ein Fünftel unserer Bevölkerung ist heute über 65 Jahre alt, Tendenz steigend. Ihre Pensionen werden im sogenannten Umlageverfahren von den heute Erwerbstätigen finanziert. Das riecht nach Schieflage. Doch was in der Diskussion allzu oft ausgeklammert wird: In den vergangenen Jahrzehnten gab es große Reformen, die uns teilweise hart getroffen haben, aber das Pensionssystem für diese Herausforderungen fit gemacht haben. Dazu gehört vor allem die Umstellung auf das Pensionskonto, womit nicht mehr auf die besten 15 Jahre, sondern auf 80 Prozent des Lebenseinkommens abgestellt wird, ebenso eine Reihe von Maßnahmen, um die Menschen länger in Beschäftigung zu halten. So ist – entgegen allen anderslautenden Behauptungen – das faktische Pensionsalter seit 2015 von 58,5 auf 61,2 Jahre gestiegen und beschert der Pensionsversicherung somit mehr Beitragseinnahmen.
Bundeszuschuss bleibt konstant
Die Grafik aus dem „Ageing Report“ der EU-Kommission zeigt deutlich: Auch langfristig bleibt der Anteil des Bundes, den er dem Pensionssystem zuschießt, stabil und pendelt sich bei 14 Prozent des BIP (also unserer gesamten Wirtschaftsleistung) ein. Wenig überraschend steigt dieser Beitrag in absoluten Zahlen dramatisch – das ist aber der Inflation geschuldet und vollkommen „normal“. Dank guter Lohnabschlüsse steigen nämlich auch die Einnahmen der Pensionsversicherung im entsprechenden Ausmaß. Wir wollen aber die Augen nicht verschließen: Es gibt noch viel zu tun! Viele Kolleg:innen können nicht länger arbeiten, es fehlt an gesunden Arbeitsbedingungen und alternsgerechten Arbeitsplätzen. Und wir bleiben dabei: 45 Jahre harte Arbeit müssen reichen, um ohne Abschläge in Pension gehen zu können!
Susanne Haslinger ist Leiterin der Grundsatzabteilung der PRO-GE