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Hohe Lohnabschlüsse sind Folge der exorbitanten Teuerung

PRO-GE und GPA zu Knill: Österreich braucht gut ausgebildete Fachkräfte und langfristige Industriestrategie – klares Nein zu Lohnnebenkostenkürzungen

„Der FMTI nimmt zielsicher die falsche Abzweigung, wenn es um die Zukunft des Industriestandortes geht“, kritisieren der Bundesvorsitzende der Produktionsgewerkschaft (PRO-GE), Reinhold Binder und der Bundesgeschäftsführer der Gewerkschaft GPA, Karl Dürtscher die Aussagen von Christian Knill, Obmann des Fachverbands Metalltechnische Industrie am 5. September. Erneut wurden die hohen Lohn - und Gehaltsabschlüsse beklagt, die eine Folge der exorbitanten Teuerung sind. „Gerne hätten wir in den vergangenen Jahren einen Appell an die Bundesregierung vonseiten des FMTI gehört, in die Preise einzugreifen und somit die Inflation zu dämpfen. Der ist aber ausgeblieben. Hätte die Regierung rechtzeitig gehandelt, wären auch die Lohn- und Gehaltsabschlüsse moderater ausgefallen“, so Binder und Dürtscher, die als Chefverhandler der Arbeitnehmerseite für die Metallindustrie fungieren.

Reinhold Binder, Bundesvorsitzender der PRO-GE und Karl Dürtscher, Bundesgeschäftsführer der GPA bei einer Pressekonferenz nach der siebten Verhandlungsrunde für einen Kollektivvertragsabschluss in der Metallindustrie 2023. Es brauchte acht Verhandlungsrunden, um zu einem Ergebnis zu kommen: die Löhne stiegen um 10 Prozent, aber maximal um 400 Euro. Erstmals wurde eine Abschluss auf zwei Jahre gemacht. 

Wirtschaftsstandort zeichnet sich durch die hohe Qualität der Arbeitskräfte aus

„Österreich war noch nie ein Billiglohnland und wird auch kein Billiglohnland werden. Konkurrenzfähigkeit wird dadurch erreicht, dass wir den Kampf um die besten Köpfe gewinnen und unsere Fachkräfteausbildung forcieren“, betonen die Gewerkschafter. Der österreichische Wirtschaftsstandort zeichne sich durch die hohe Qualität der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer aus, dies müsse auch für die Zukunft abgesichert werden.

Konkurrenzfähigkeit wird dadurch erreicht, dass wir den Kampf um die besten Köpfe gewinnen und unsere Fachkräfteausbildung forcieren.

Reinhold Binder, Bundesvorsitzender der PRO-GE

In den KV-Verhandlungen 2023 habe man deshalb mit den Arbeitgebern der Metallindustrie eine Qualifizierungsoffensive vereinbart. Mehrere tausend Beschäftigte sollen zu Fachkräften ausgebildet werden. Ziel ist ein koordiniertes Qualifizierungsmanagement angesichts des demografischen Wandels. Unternehmen sollen bereits vorab einen künftigen Fachkräftebedarf identifizieren, sodass die neu ausgebildeten Fachkräfte auch gleich an einem entsprechenden Facharbeitsplatz eingesetzt werden können.

Von einer Senkung der Lohnnebenkosten profitieren ausschließlich die Unternehmer

Ein klares Nein kommt von Binder und Dürtscher zu den geforderten Lohnnebenkostensenkungen. „Das ist nichts anderes als ein Raubbau am österreichischen Sozialstaat. Die Beschäftigten haben dadurch keine Vorteile. Sie erhalten dadurch nicht mehr netto vom brutto und Leistungen, die nicht mehr über den Arbeitgeberanteil finanziert werden, müssen aus dem Steuertopf bezahlt oder eingeschränkt werden“, so Binder und Dürtscher.

Langfristige Industriestrategie ist gefordert

Einer Meinung sei man mit FMTI-Obmann Knill bei der Notwendigkeit von Investitionen in die Infrastruktur. „Vor allem beim Ausbau der Energienetze hat Österreich einen Investitionsrückstau. Eine neue Regierung muss diesen Ausbau massiv vorantreiben und Milliarden dafür zur Verfügung stellen“, sagen die Gewerkschafter. Dies allein werde aber nicht ausreichen, man brauche endlich eine langfristige Industriestrategie, bei der über Legislaturperioden hinausgedacht wird.

Wertschöpfung zurück nach Europa bringen

„Die Wertschöpfung - gerade bei neuen Technologien - muss in Europa lukriert werden. Mit intelligenten Fördermodellen und einer Unterstützung der Industrie beim Transformationsprozess kann es uns gelingen, Konkurrenten wie beispielsweise China in die Schranken zu weisen“, unterstreichen Binder und Dürtscher abschließend.